Diversität oder Diversity – also Vielfalt – in der Pflege hat viele verschiedene Facetten. Sie bezieht sich sowohl auf Pflegebedürftige als auch auf das Personal in Pflegeeinrichtungen selbst.
Ein Personal- und Pflegenotstand zeichnet sich seit einiger Zeit ab und auch die Prognose hierzu lässt sich zumindest als herausfordernd beschreiben. Als ein für das Gesundheitswesen besonders drängender Faktor erscheint hierbei der demografische Wandel hin zu einer Gesellschaft mit einem deutlich gewachsenen Bevölkerungsanteil immer älter werdender Menschen. Dieser Umstand verschärft sich in seiner Bedeutung für die Pflege, insbesondere durch die Tendenz dazu, dass ein sich hieraus ergebender Mangel an Fachpersonal in der Pflege auf gestiegene Bedarfe und Herausforderungen auf verschiedenen Ebenen trifft.
Mit dem Bevölkerungsanstieg alter sowie immer älter werdender Menschen erhöht sich die Bandbreite der individuellen Pflegebedarfe sowohl quantitativ als auch qualitativ.
Neben den typischen Alterserkrankungen, wie beispielsweise Diabetes, Demenz oder Krebserkrankungen, wächst auch die Prävalenz weiterer und bisher weniger verbreiteter (chronischer) Erkrankungen und Einschränkungen.
Gesellschaftliche Diversität spiegelt sich auch bei der Gruppe der Pflegebedürftigen wider. Viele zuvor möglicherweise unbekannte oder wenig bekannte Diversitätsmerkmale und Aspekte spielen nun auch bei der Pflege vermehrt eine Rolle und äußern sich in spezifischen, z. T. für Pflegekräfte unbekannten Bedarfen und Herausforderungen, z.B. in der täglichen Kommunikation oder dem Umgang mit Sterbenden.
Diese kommen beispielsweise zum Tragen, wenn sich kommunikative Herausforderungen durch Sprachbarrieren ergeben oder interkulturelle Kompetenzen sowie religionssensible Zugänge für Verstehen und Verständigung wichtig sind. Für das Pflegefachpersonal bedeutet dies, dass gesellschaftliche Heterogenität zu gestiegenen Anforderungen in weiteren Bereichen führen, die bei der Pflege eine wichtige Rolle einnehmen, Kenntnisse und Kompetenzen müssen angepasst und ausgebaut werden, um eine professionelle Versorgung und Betreuung zu gewährleisten.
Zudem zeichnet sich auch im Hinblick auf die Pflegekräfte ein steigendes Durchschnittsalter ab. Auch dieser Entwicklung muss durch geeignete Maßnahmen begegnet werden, die auf eine Förderung von Arbeits- sowie Beschäftigungsfähigkeit abzielen.
Dieser schwierigen Ausgangslage in der Pflege wird zunehmend begegnet, indem internationale Fachkräfte angeworben, (nach)qualifiziert bzw. ihre Qualifikationen aus dem Herkunftsland anerkannt werden. Menschen für den Pflegeberuf zu gewinnen und sie dort auch zu halten, heißt im Hinblick auf internationale Fachkräfte, dass sie in ihren Einrichtungen und Teams willkommen geheißen werden, ein interkulturell sensibles Onboarding gewährleistet ist, aber auch, dass sie gesellschaftlich Integriert und bei besonderen Herausforderungen, beispielsweise administrativer Art, unterstützt werden. Diversität in der Pflege hat besonders viele Facetten, da sie sich auf unterschiedliche Zielgruppen bezieht, aus der sich ebenso vielfältige Bedarfe ergeben. Diese Herausforderung anzugehen und sich ihrer anzunehmen, ist ein guter Start auf dem Weg zur diversitätssensiblen Pflege.
Sowohl eine deutlich heterogenere Zusammensetzung der Mitarbeitenden als auch die der Patientinnen und Patienten führt also zu veränderten Bedarfen, denen es zu begegnen gilt. Ein kultursensibles Gesundheitsmanagement sowie eine kultursensible Pflege brauchen daher Konzepte, die diesen Anstieg an Diversität angemessen berücksichtigen und zu mehr Handlungssicherheit im Umgang mit Unterschiedlichkeit und den daraus resultierenden Unsicherheiten auf Seiten der Fach- und Führungskräfte führen.
Weiterführend zu den Themen Diversität, Diskriminierung und Inklusion in der Pflege siehe auch:
- Praxisratgeber „Das kultursensible Krankenhaus – Ansätze zur interkulturellen Öffnung“ (Beauftragte der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration)
- Website des DKF (Deutsches Kompetenzzentrum für internationale Fachkräfte in den Gesundheits- und Pflegeberufen
- Website der Antidiskriminierungsstelle des Bundes
- Broschüre „Praxischeck: Vielfalt – Beteiligung – Inklusion“ (Mobiles Beratungsteam Berlin)